Aussichtspunkte
Künstlerische Recherche im Stadtraum & Audiowalk I September 2023
Nach dem Projekt „Auktionshaus der wesentlichen Dinge“ mit einer Talk-Performance, einer Schaufenster-Choreografie und einer Lesung, möchten wir uns 2023 den „unwesentlichen Dingen“ im Stadtraum widmen, die mensch erst auf dem zweiten Blick wahrnimmt. Unsichtbares, an denen wir meist vorbeilaufen. Das Flüchtige. Das Periphere. Das sich irgendwann ins Bewusstsein rückt und eine vertrauensvolle Gestalt annimmt: Der Löwenzahn, der neben dem Eingang zum Blumenladen wächst. Die abgeblätterte Hauswand, die sich wie ein Gerhard-Richter-Gemälde in Wellenlinien um die Fassade windet. Der tagtäglich wiederkehrende Gesprächsfaden, der sich zwischen dem Kiosk-Verkäufer und der Kundin auf der Straße entwickelt. Die vergilbte Hand mit den vielen Goldringen, die schon seit Jahren auf der Litfaßsäule zwischen immer neuen, an den Rändern aufgeplatzten Plakaten hindurch ragt. Dies sind Ausschnitte aus einer anderen Zeit, Fragmente eines vielleicht größeren Ganzen, die erst auffallen, wenn sie markiert werden. Wir entwickeln im Kollektiv die künstlerischen Konzepte und Umsetzungen. Durch Recherche vor Ort kommen wir zunächst den „unwesentlichen Dingen“ des Viertels auf die Spur. Es entstehen Texte, Szenen, Choreographien und Toncollagen, die zu performativen Installationen als „Aussichtspunkte“ im (halb-)öffentlichen Raum inszeniert werden. Der Regisseur und Autor Thorsten Bihegue verbindet schreibend die Objekte, die Gesten und die Bewohner*innen des Viertels und gibt ihnen so eine Stimme. Der Dortmunder Sprechchor und der Performer Thomas Kemper repräsentieren die vielen Stimmen. Der Musiker Manuel Loos nimmt sie auf und komponiert das Stimmengewirr und den passenden Soundtrack dazu – es entsteht ein Audioguide. Das .dott.werk ist der Ausgangspunkt für den künstlerischen Parcours.